Meinung zum Hungerstreik von "Hungern bis ihr ehrlich seid"
Seit einiger Zeit sind Klimaaktivisten im Rahmen von "Hungern bis ihr ehrlich seid" im Hungerstreik, um unseren Bundeskanzler Olaf Scholz dazu zu bewegen, die Tatsache der bevorstehenden Klimakatastrophe anzuerkennen.
Der Hungerstreik bewegt die Klimaaktivismusszene enorm, und auch die Mitglieder der Klimaliste Berlin sind tief betroffen. Wir waren im April bei den Streikenden zu Besuch, im Laufe der folgenden Wochen haben sich verschiedene Meinung gebildet. Im Folgenden würden Chris Loehr und Jan Tovar, Landesvorsitzende der Klimaliste Berlin, gerne ihre persönlichen Ansichten dazu teilen.
Mit Erschütterung nehmen wir zur Kenntnis, dass sich der Aktivist Wolfgang Metzeler-Kick (kurz: Wolli) durch seinen Hungerstreik in Lebensgefahr befindet. Seit Wochen versuchen Wolli und weitere Aktivisten mit diesem Mittel, Olaf Scholz dazu zu bewegen, in einer offiziellen Erklärung unter anderem die Tatsachen anzuerkennen, dass der Fortbestand der menschlichen Zivilisation durch die Klimakatastrophe extrem gefährdet und der CO₂-Gehalt in der Luft viel zu hoch ist. Wir nehmen zugleich mit schmerzender Betroffenheit zur Kenntnis, dass die Hungerstreikenden das Mittel des individuellen moralischen Drucks gewählt haben, um eine entsprechende Erklärung des Bundeskanzlers zu erwirken.
Obwohl wir den Hungerstreikenden größten Respekt und Solidarität ausdrücken, sind wir, Chris und Jan, leider nicht davon überzeugt, dass diese einzelnen Maßnahmen zu einem Erfolg führen. Wir sind der Ansicht, dass nur eine breite gesellschaftliche Bewegung die Regierenden dazu bewegen kann, die drohende Katastrophe abzuwenden und wären zutiefst bestürzt über den Verlust eines oder mehrerer Menschenleben.
Auf der anderen Seite ist es für uns nicht nachvollziehbar, warum Bundeskanzler Olaf Scholz sich nicht 15 Minuten Zeit nimmt, um die Hungerstreikenden in ihrem Protestcamp gegenüber dem Kanzleramt aufzusuchen und ihm seine Sicht der Dinge dazulegen. Die Folgen des Hungerstreiks von Wolli werden wie ein dunkler Schatten auf die Amtszeit von Scholz fallen und dem Buch der „Empathielosigkeit in der SPD“ ein weiteres Kapitel hinzufügen.
Wir sprechen den Hungerstreikenden unseren tiefen Dank für ihren Einsatz aus, hoffen jedoch inständig auf eine baldige Beendigung des Hungerstreiks, um auch in Zukunft mit gemeinsamer Kraft für eine klimagerechte Gesellschaft kämpfen zu können
Chris Loehr und Jan Tovar - Landesvorsitzende der Klimaliste Berlin