Offener Brief an die Grünen-Mitglieder und -Wähler:innen

Fast täglich werden Mitglieder der Klimalisten – und im Augenblick vor allem die Kandidat:innen in Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz – gefragt:

„Warum tut ihr das? Warum nehmt ihr den Grünen Stimmen weg? Schadet ihr nicht so eurem eigenen Ziel?“

Ehemalige Grünen-Mitglieder und -Wähler:innen antworten nun in einem Offenen Brief an die Grünen auf diese Frage und erklären darin, warum gerade Mitglieder und Stammwähler:innen der Grünen in diesem Superwahljahr „keine andere Wahl“ haben, als ihre Stimmen den Klimalisten zu geben.

Wir würden uns über eine Veröffentlichung sehr freuen und vermitteln gerne Interviewkontakte.


Liebe Grüne, 

mit den Klimalisten entsteht eine neue demokratische Option, die sich mit aller Kraft für eine klimagerechte sozial-ökologische Transformation einsetzt. Seht sie als Chance, eine noch viel breitere Wähler:innenschaft als bisher für die ökologischen Themen zu mobilisieren.

Und bedenkt, Ihr könnt sie gut gebrauchen. Denn Euch ist ja auch nicht alles gelungen, was Ihr Euch vorgenommen habt: Es gibt grüne Abgeordnete, die verweigern aus Rücksicht auf ihren CDU-Koalitionspartner ihre Unterstützung für einen Untersuchungsausschuss zum Neonazi-Terrornetzwerk NSU. Es gibt grüne Abgeordnete, die erklären sich einfach für „nicht zuständig“, wenn Wälder für eine Autobahn gerodet werden. Es gibt einen grünen Ministerpräsidenten, der sich mit der Industrie-Lobbyistin Klöckner gegen die Bundesumweltministerin solidarisiert, weil ihr Gesetzentwurf gegen das Insektensterben die Agrarindustrie zu sehr belaste. Und seine eigene auto-devote Politik wirkt wie eine von der ZDF-Anstalt erdachte Karikatur.

Die Berliner Grünen wiederum versprechen in ihrem Wahlprogramm 2016, Immobilienspekulationen einzudämmen und bezahlbare Sozialwohnungen zu schaffen, ein Wahlrecht für alle Menschen ab 16 und eine neue klimafreundliche Mobilitätspolitik – nichts davon wurde umgesetzt. Stattdessen wird die Autobahn A 100 weiter quer durch Berlin gebaut, die S-Bahn soll privatisiert werden und sie freuen sich über bunte Pop-up-Streifen auf den Straßen, während die Ticketpreise für den öffentlichen Nahverkehr weiter steigen.

Wir sind frustriert über die Grünen. Es war hart für uns, als Grünen-Mitglieder oder -Wählende, zu sehen, wie sich die Schere immer weiter öffnete zwischen grünen Wahlversprechen und der nach der Wahl folgenden praktischen Politik. Immer sichtbarer wurde, wie schnell die Partei der Grünen – kaum an der Regierung – ihre eigenen Ziele und Versprechen ignorierte oder einfach nichts mehr auf die Reihe bekam. Erleben zu müssen, wie grüne Berufspolitiker:innen in ihrem eifrigen Streben zur Macht offenbar vergessen hatten, wofür sie diese Macht eigentlich wollten. Wofür sie gewählt wurden.

Doch das war gestern. Mit den Klimalisten haben die Grünen nun zum ersten Mal in ihrer parlamentarischen Geschichte die Chance, einen Bündnispartner an ihre Seite zu bekommen, der prinzipiell die gleichen Ziele vertritt, aber auch dafür sorgen wird, dass diese in den Parlamenten ernsthaft angegangen werden.

Auch diejenigen, die die Klimalisten unterstützen, wünschen sich starke Grünen-Fraktionen in den Parlamenten. Falls die Grünen in Regierungsverantwortung gewählt werden, sind wir bereit, mit Euch gemeinsam für die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens zu kämpfen. Sollten wir es nicht in die Parlamente schaffen, werden wir Euch dagegen sehr fehlen. Die Grünen brauchen in den zukünftigen Parlamenten die Stimmen der Klimalisten. Das Schlimmste, was den Grünen passieren kann, ist, dass die Klimalisten es nicht in die Parlamente schaffen.

Die Klimalisten treten nicht gegen die Grünen an, sondern um die Klimabewegung in die Parlamente zu bringen, die sich nicht von den Grünen repräsentiert fühlt. Wir erwarten von grünen Abgeordneten eine grüne Politik, vor allem natürlich ein entschiedenes Handeln zur Erreichung des 1,5-Grad-Limits. Das macht die Klimalisten sicher für manche Grünen-Abgeordnete lästig, die sich offenbar damit abgefunden haben, doch nichts mehr erreichen zu können, die Macht um der Macht willen anstreben und nicht, um ureigene grüne Ziele durchzusetzen.

Die Grünen müssen sich erneuern. Doch dieser Prozess wird dauern. Darauf können wir nicht warten. Das uns einigende 1,5-Grad-Ziel und der Kampf für eine klimagerechte Gesellschaft dulden keinen Aufschub. Deshalb müssen wir handeln – jetzt! Dann werden wir es schaffen! Die Klimalisten werden diesen Prozess beschleunigen und neue Ressourcen aktivieren.

Zukünftig wird es zwei „grüne“ Parteien in den Parlamenten geben – mit mehr Stimmen, als Bündnis 90/Die Grünen allein jemals gewinnen könnte. Denn nicht nur Grünen-Wähler:innen werden in diesem Jahr die Klimalisten wählen, sondern auch Stammwähler:innen der anderen Parteien und hoffentlich viele Nicht-Wähler:innen, die die Grünen selbst niemals erreichen würden.

Wir werben nicht dafür, dass Mitglieder anderer Parteien zu den Klimalisten „überlaufen“. Im Gegenteil: Wir brauchen in allen Parteien und gesellschaftlichen Gruppen engagierte Menschen für das 1,5-Grad-Ziel und eine klimagerechte Welt. Aber: Wer mehr grüne Politik in den Parlamenten haben möchte, hat in diesem Superwahljahr keine andere Wahl als die Klimalisten!

Jede Stimme zählt!


Unterzeichnet von:

Christof Brack-Meinl, Trautskirchen, Arzt, ehemaliger Grünen-Wähler; Franco Dubbers, Berlin, Architekt und Energieberater, ehemals Grünen-Stammwähler seit Gründung der Partei; Klaus Farin, Berlin, Schriftsteller und Lektor, Grünen-Mitglied 1999-2018; Jörg Finus, Berlin, Bildender Künstler, Sprecher der Parents for Future Berlin, ehemaliger Grünen-Wähler; Ari Gosch, Berlin, Schauspieler, Musiker und Journalist, AL-Mitglied 1988-1990; Corinna Hägele, Berlin, Kauffrau in der Wohnungsverwaltung, seit der Volljährigkeit Grünen-Wählerin; Elvira Hanemann, Berlin, Buchhändlerin, Grünen-Mitglied von 1994-1999; Timo Kabsch, Berlin, Software-Ingenieur, Grünen-Mitglied 2018-2020; Kevin Kreis, Berlin, Student, ehemaliger Grünen-Wähler; Ingrid Kunkel, Berlin, Lehrerin, Grünen-Wählerin 2000-2020; Kathi Lehmann, Berlin, Studentin, ehemaliges Mitglied der Grünen Jugend; Verena Ludewig, Pliezhausen, Physiotherapeutin, Vorsitzende der Parents For Future Reutlingen und ehemalige Grünen-Wählerin; Jakob Meinl, Berlin, Student, ehemaliger Grünen-Wähler; Silvia Meinl, Trautskirchen, medizinische Fachangestellte, ehemalige Grünen-Wählerin; Lisa Münster, Berlin, Biotechnologin, Wählerin der Grünen 2011-2020; Petra Nielsen, Berlin, Pädagogin, aktiv bei Parents For Future, Grünen-Wählerin 1993-2017; Enno Plasse-Theiß, Berlin, Sonderpädagoge, Grünen-Mitglied 2019-2020; Klaus Pons, Berlin, Architekt, ehemaliger Grünen-Stammwähler; Lisa Pontén, Berlin, Studentin, Grünen-Mitglied 2019-2020; Angelika Rehe, Berlin, Architektin und Heilpraktikerin, Wählerin der Grünen 1983-2017; Monika Rajput, Griesheim, Ergotherapeutin, Parents4Future-Initiatorin, Sprecherin der P4F AG Amazon Is Life/SOS Regenwald, ehemalige Grünen-Wählerin; Jakob Schäuffelen, Berlin, Filmemacher, Aktivist bei den Parents for Future, Grünen-Mitglied 2018-2021; Dr. Wolfgang Seim, Homberg, Systemanalytiker, aktiv im und Mitorganisator des Widerstands gegen die A49 in Dannenrod und Umgebung, früher Grünen-Wähler; Dr. Christian Siefkes, Berlin, freiberuflicher Autor und Softwareentwickler, ehemaliger Grünen-Wähler; Carola Sigel, Berlin, Architektin, ehemalige Grünen-Stammwählerin; Wolf Söllner, Berlin, Politikwissenschaftler, Grünen-Mitglied 2019-2020; Johannes Suchanek, Berlin, arbeitssuchend, ehemaliger Grünen-Wähler; Dr. Christian Welzbacher, Berlin, Publizist, ehemaliger Grünen-Wähler; Barbara Wolff, Engstingen, Dipl.Ökonomin, Personalleiterin, Grünen-Wählerin, seitdem ich wählen durfte, jetzt Direktkandidatin für die Landtagswahl der Klimaliste Baden-Württemberg.

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