Klimawandel und Coronavirus – was die Klimakrise mit SARS-CoV2 zu tun hat

von Priv. Doz. Dr. med. Susanne Koch für radikal:klima

Die Pandemie hat aktuell Einfluss auf unser aller Leben in Deutschland und von Seiten der Politik gibt es zumindest den weitgehenden Versuch, basierend auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen Entscheidungen zu fällen. Allerdings ist das politische Handeln in Deutschland durch eine Kurzsichtigkeit in Bezug auf die Corona-Pandemie auf dramatische Weise nicht zukunftsweisend. Bis heute werden die folgenden Punkte nicht ausreichend von politischer Seite adressiert:

Schon viele Jahre vor Ausbruch der Pandemie haben Wissenschaftler:innen davor gewarnt! Es kommt seit Jahren zu einem Anstieg von neu auftretenden Infektionskrankheiten weltweit und die Frage, wann ein Erreger die Eigenschaften in sich trägt, eine weltweite Pandemie auszulösen, war nur eine Frage der Zeit. Trotz Warnungen an deutsche Politiker:innen ist diesbezügliche keine Vorbereitung erfolgt (Vorhaltung von Schutzausrüstung und ausreichende Ausbildung von medizinischem Personal). Dank des konsequenten Handelns einiger Firmen in Deutschland und weltweit, konnte die Knappheit von Schutzausrüstung zumindest in Deutschland mittlerweile weitgehend abgebaut werden, allerdings ist der Mangel an intensivmedizinisch ausgebildetem Personal weiterhin dramatisch und führt im Rahmen der zweiten Welle zu Engpässen in der intensivmedizinischen Versorgung schwerkranker, intensivpflichtiger Patient:innen, was unvermeidlich mit einem Anstieg von Todesfällen einhergeht.

Die weltweite Zunahme von Infektionskrankheiten ist verursacht durch die fortschreitende Klimaerwärmung. In wärmeren Klimazonen haben Erreger die Möglichkeit, sich über längere Zeit zu vermehren. Diesen Zusammenhang – Corona Pandemie und Klimawandel – hat die Politik in Deutschland bisher ignoriert und z.B. die Lufthansa AG mit 17 Milliarden Euro finanziell unterstützt. Die Lufthansa AG ist allerdings die Firma mit dem vierthöchsten CO2 Ausstoß in Deutschland (nach RWE, HeidelbergCement und E.ON). Die deutsche Politik heizt also das Klima weiter an, mitten in der Covid-19 Pandemie, und steigert damit durch lobbygetriebenes Handeln das Risiko für die nächste Pandemie deutlich! Dabei warnen schon heute Wissenschaftler:innen, dass uns in den nächsten Jahren weitere Pandemien ins Haus stehen, deren Todesrate deutlich über der von SARS-Cov-2 liegen könnte!

Mittlerweile gibt es rund um die Welt wissenschaftliche Erkenntnisse, dass die Todesrate der Covid- 19 Pandemie direkt mit der Höhe der Luftverschmutzung (Feinstaub, Stickstoffdioxid, Ozon) zusammenhängt. Ein Anstieg von 10μ/m3 Feinstaubbelastung in den letzten zwei Woche vor Ihrer Erkrankung führt zu einem Anstieg des Risikos um 2,5%, an einer Covid-19 Erkrankung zu versterben. Allerdings führt ein Anstieg der Feinstaubbelastung im Langzeitverlauf um nur 1μg/m3 zu einer um 15% erhöhten Mortalität bei einer Covid-19 Erkrankung. Letztlich ist dieser Zusammenhang aus wissenschaftlicher Sicht nicht verwunderlich, denn in Deutschland sterben jährlich ca. 80.000 Menschen (also pro Tag ca. 225 Menschen) an den Folgen der Luftverschmutzung ausgelöst durch Verkehr, Industrie und konventionelle Landwirtschaft. An den Folgen einer Covid-19 Erkrankung sind bisher im Verlauf diesen Jahres 22.475 Menschen verstorben (15.12.2020). Im Unterschied zu den Menschen die an der Luftverschmutzung versterben, wird über die Corona-Opfer täglich berichtet und unser aller Leben hat sich dramatisch verändert. Ein konsequentes, politisches Handeln ist auch im Bereich der Luftverschmutzung aus medizinischer Sicht dringend notwendig!

Als Ärztin und Wissenschaftlerin fordere ich die Politiker:innen in diesem Lande auf, endlich in allen Bereichen wissenschaftliche Erkenntnisse in politisches Handeln umzusetzen und eine lobbygetriebene nicht zukunftsfähige Politik endlich in die Mottenkiste der Geschichte zu stecken!

Was wir aus der Corona Pandemie dringend lernen müssen sind folgende Punkte:

Danke! Klimaschutz ist die beste Medizin!

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