Mobilitätswende – Der Berliner Weg in eine klimapositive Zukunft!
Mobilitätswende. Kampfbegriff, Wunschziel, Hoffnungsträger einer nachhaltigen enkeltauglichen Zukunft. Welche Hindernisse, Widerstände, Probleme es zu überwinden gilt, welche Richtungen bereits vielversprechende Lösungen aufweist, zeigt uns r:k-Mitglied und Mobilitätsexperte Aaron auf.
Mobilität und Technologie sind eng verknüpft: In der Geschichte der Berliner Mobilität waren technologische Fortschritte auf der Straße stets auch Auslöser für positive gesellschaftliche Entwicklungen. Problematisch wird es, wenn Innovation neben der verkehrstechnischen Notwendigkeit einer funktionierenden Stadt hauptsächlich von machtpolitischen und kapitalistischen Interessen angetrieben wird. Daher möchten wir die Verkehrspolitik in der Stadt von solchen Interessen entkoppeln und neue Wege gehen, um eine Verkehrsstruktur zu schaffen, die die Umwelt schützt und zum Wohlergehen der Bürger:innen Berlins beiträgt.
Nicht nur Umwelt- & Klimaschutz stehen im Vordergrund unserer Forderung nach einer autofreien Stadt, sondern auch die Gesundheit und das Wohlbefinden seiner Bewohner:innen. Durch Lärm und Gefahren im Verkehr sind sie hohem Stress ausgesetzt, durch Feinstaub und Abgase entwickeln sie schwerwiegende Krankheiten. Die Verkehrswende ist also auch eine soziale Notwendigkeit.
Auch wenn die Annahme „Der Markt wird alles regeln“ in der Diskussion um das Erreichen der Klimaziele in Politik und Wirtschaft mehr und mehr in Frage gestellt wird, hält die Berliner Regierung nicht nur in Technologiefragen an der Marktoffenheit fest: Auch bei der Entwicklung neuer Mobilitätskonzepte soll sich nach dem Wunsch des Abgeordnetenhauses das beste Produkt, zugeschnitten auf die Konsum- und Mobilitätsgewohnheiten der wohlhabenden Stadtbewohner:innen, durchsetzen. Diese Perspektive muss sich grundlegend ändern, damit wir gemeinsam eine sozial gerechte grüne Stadt für alle schaffen können.
Ebenfalls ignoriert der regierende Ansatz sämtliche wissenschaftliche Erkenntnisse zu unserem verbliebenen CO2e-Budget. Er ignoriert den enormen Zeitdruck, der sich durch jahrzehntelanges Nichtstun aufgebaut hat. Der freie Markt sorgt sich nicht um unsere Umwelt – und Technologieentwickung braucht Zeit. Wir müssen jetzt handeln, bevor auf der Erde zu leben unmöglich wird. Wir müssen die Mobilitätswende konsequent umsetzen. Wie jede notwendige gesellschaftliche Veränderung wird dieser Weg anfangs für jede:n Bürger:in mit Umdenken und auch mit neuen Erfahrungen verbunden sein, doch das Berlin, das daraus entsteht, wird ein gesundes, nachhaltiges und stressreduziertes Leben für alle ermöglichen.
Das Berlin der Zukunft ist weitestgehend autofrei – nur für notwendige Wege, z.B. zum Transport schwerer Güter auf dem letzten Meter oder genutzt von physisch eingeschränkten Menschen, sind sie elektrisch in der Stadt unterwegs. Der ÖPNV ist stark ausgebaut worden: Helle, saubere Bahnen und Elektrobusse transportieren die Menschen von Ort zu Ort. Viele Autostraßen sind zu Einbahnstraßen geworden oder auf 1-2 Spuren verringert, die A100 ist eine Fahrradautobahn. Dank der Förderung kleinerer Betriebe und hoher Qualitätsanforderungen an Nahrungsmittel und Waren gemäß des Konzeptes der Donut-Ökonomie, gibt es viele kleine teils spezialisierte Läden, die kurze Wege für alle Besorgungen ermöglichen.
Durch die Schaffung mehrere Meter breiter Fahrradwege, neuer Fahrradschnellstraßen und durch verbesserte Konzepte zur Fahrradmitnahme im stark ausgebauten öffentlichen Nahverkehr kommt jeder trotz der große Menge an Lastenrädern, Dreirädern und Elektrobikes, die auch geliehen werden können, schnell und sicher ans Ziel.
Die Transformation des Straßenraumes und das Aufbrechen versiegelter Flächen erlaubte es, an den Wegen weite Grünflächen anzulegen und Bäume zu pflanzen, wodurch das Klima in der Innenstadt auch an besonders heißen und kalten Zeiten angenehmer wurde. Während die Anzahl an Hitzetoden durch den Klimawandel noch eine Weile ansteigen wird, werden Lungenkrankheiten, Infarkte und Schlaganfälle sowie andere Kreislauferkrankungen durch die saubere Luft und die körperliche Betätigung der Stadtbewohner maßgeblich zurückgegangen sein.
Diese Zukunft kann schon in neun Jahren da sein – wir haben die Technologie und die Mittel. Es liegt an uns, sie anzupacken, gemeinsam mit den Bürger:innen. Von stadtweiten Bauplanungen bis hin zu kiezbezogenen ehrenamtlichen Bürgerprojekten – wir packen die Verkehrswende gemeinsam an und schaffen ein Berlin, das ein weltweites Vorbild für klimapositive Großstädte der Zukunft werden wird.
Die ersten Schritte, um diesen Wandel in Gang zu setzen tun wir schon heute – wir informieren uns in Expert:innengesprächen und diskutieren mit Initiativen, unterstützen Projekte, demonstrieren für ein autofreies Berlin und schreiben unseren Klimaplan, den wir ab September im Abgeordnetenhaus und in Berlins Bezirksparlamenten umsetzen werden.
Konkret heißt das für uns, um das 1,5 Grad-Ziel zu erreichen, muss der Berliner Verkehrssektor bis zum Jahr 2030 klimaneutral werden. Dieses Ziel zu erreichen wird umso wahrscheinlicher, je geringer das Gesamtverkehrsaufkommen im Jahr 2030 ausfallen wird. Neben der notwendigen schnellen Umstellung auf alternative Antriebe steht in diesem Klimaplan daher die Reduzierung des Verkehrsaufkommen sowie die Verlagerung des motorisierten Individualverkehrs (MIV) auf klimafreundliche Verkehrsmittel im Mittelpunkt.
Die größten Veränderungen für ein klimapositives Berlin 2030, werden im Straßen- und Flugverkehr nötig sein. Durch eine Reihe von Maßnahmen soll der MIV-Anteil am Verkehrsaufkommen in den nächsten zehn Jahren auf 10 Prozent gesenkt werden. Dies gelingt durch eine ausgeweitete Bepreisung sowie eine konsequente Umverteilung der Verkehrsflächen zugunsten des Umweltverbundes. Ziel ist es, bis 2030 Berlins Innenstadt weitestgehend autofrei und das gesamte Stadtgebiet autoarm umzugestalten. Weite Teile Berliner Stadtzentren sollen dem Umweltverbund vorbehalten sein und für den motorisierten Individualverkehr gesperrt werden.
Zusätzlich werden 2030 nur Autos mit klimaneutralen Antrieben im Stadtgebiet zugelassen. Demgegenüber steht die massive Förderung des Fuß -und Radverkehrs sowie der Ausbau der Kapazitäten des ÖPNVs. 2030 soll der Umweltverbund 90 Prozent der zurückgelegten Wege abdecken.
Als letztes Ziel gilt es, den urbanen Raum als Ort der Begegnung wiederzuentdecken. Eine Neuverteilung ehemaliger Verkehrsflächen schafft Möglichkeiten der gemeinsamen Nutzung in Form von sozialen Treffpunkten, Gartenprojekte oder Kunstausstellungen.
Wir hoffen, dass euch diese Vision genau so viel Lust auf die Zukunft macht wie uns. Wir können es kaum erwarten, das Berlin der Zukunft zu erleben! Deshalb packen wir alle mit an. Wir laden euch dazu ein, eure eigenen Ideen zu teilen und Projekte für ein klimapositives Berlin 2030 zu starten, bei denen wir euch unterstützen können!